Eine KFZ Versicherung ohne SCHUFA ist für viele Autofahrer in Deutschland eine wertvolle Alternative, wenn ein negativer Bonitätseintrag vorliegt oder man seine Kreditwürdigkeit nicht weiter offenlegen möchte. Während die meisten klassischen Versicherer vor Vertragsabschluss standardmäßig eine SCHUFA-Abfrage durchführen, um das Ausfallrisiko abzuschätzen, bieten einige Spezialanbieter und Direktversicherer Tarife an, die bewusst auf eine solche Abfrage verzichten. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Optionen es gibt, welche Voraussetzungen Sie erfüllen sollten und wie Sie trotz SCHUFA-freier Tarife eine passende und bezahlbare Autoversicherung abschließen können.
1. Warum auf eine SCHUFA-Prüfung verzichten?
Vermeidung direkter Bonitätsbewertung
Versicherer, die auf eine SCHUFA-Abfrage verzichten, reduzieren administrative Hürden für Kunden mit negativem Score.
Dadurch können Sie schnell abschätzen, ob sich ein Vertragsabschluss lohnt, ohne direkt Ihren aktuellen SCHUFA-Score preisgeben zu müssen.
Attraktiv für Kunden mit schwankender Bonität
Wer beispielsweise durch unerwartete Ausgaben, ein zurückliegendes Inkassoverfahren oder verspätete Rechnungszahlungen kurzfristig negative Einträge hat, findet hier oft unkompliziertere Konditionen.
Spezialisierte Anbieter kittern ihre Prämien so, dass sie das höhere Ausfallrisiko durch einen pauschalen Aufschlag kompensieren – dafür fällt die Verweigerung eines Antrags seltener aus.
Anonymität und Datenschutz
Nicht jeder möchte Finanzdaten umfassend preisgeben. Eine Versicherung ohne SCHUFA-Abfrage schützt ein Stück Privatsphäre und schont den persönlichen Bonitätsscore gegen eine weitere Belastung.
2. Anbieter und Tarife ohne SCHUFA-Prüfung
Direktversicherer im Internet
Einige große Direktgesellschaften (z. B. reine Online-Anbieter) haben spezielle Einsteigertarife, in denen keine Bonitätsabfrage über die SCHUFA erfolgt. Stattdessen arbeiten sie mit pauschalen Risikoaufschlägen oder überprüfen lediglich einfache Daten wie Kontoverbindungen.
Beispiele für solche Anbieter findet man häufig über Vergleichsportale, indem man Filter wie „Bonitätsfrei“ oder „Keine SCHUFA“ aktiviert.
Spezialversicherer und Nischenanbieter
Es existieren Versicherungsunternehmen, die sich explizit auf Kunden mit problematischer Bonität fokussieren. Diese Nischenanbieter haben oft einen festen Pool von Policen, die nicht variabel nach Score kalkuliert werden, sondern gleich einen höheren Grundbeitrag verlangen.
In der Regel kann man hier auch dann abschließen, wenn etwa mehrere Mahnverfahren in der SCHUFA vermerkt sind.
Makler mit Zugang zu Bonitäts-freundlichen Tarifen
Spezialisierte Versicherungsmakler arbeiten mit einem Netz von Kooperationspartnern zusammen, die explizit keine oder nur eine minimale Bonitätsprüfung einsetzen.
Über einen Makler bekommen Sie oft Angebote, die im offenen Markt gar nicht sichtbar sind. Diese Tarife enthalten dann meist Klauseln, die moderate Beiträge vorsehen, aber trotzdem einen gewissen Mindestschutz gewährleisten.
Unoffizielle Policen von regionalen Versicherern
In manchen Bundesländern kooperieren regionale Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (VVaG) oder kleinere Landesgesellschaften mit Gemeinden, um sozial schwächere Autofahrer zu versichern. Hier verzichtet man oft auf eine umfassende SCHUFA-Prüfung, erfordert aber stattdessen Einkommensnachweise oder eine Bürgschaft.
3. Voraussetzungen und notwendige Nachweise
Stabile Einkommenssituation
Auch ohne SCHUFA-Abfrage verlangen viele Anbieter, dass Sie Ihre Zahlungsfähigkeit auf anderem Wege nachweisen. Das können aktuelle Gehaltsabrechnungen (meist der letzten drei Monate) oder ein Nachweis über Sozialleistungen sein.
So können sie sicherstellen, dass die Monatsbeiträge pünktlich gezahlt werden, obwohl der Bonitätstest fehlt.
Einzugsermächtigung per Lastschrift
Fast alle Tarife ohne SCHUFA setzen eine SEPA-Lastschriftmandat voraus. Versicherungsgesellschaften legen großen Wert darauf, Zahlungsausfälle zu vermeiden, und eine regelmäßige Abbuchung minimiert das Risiko.
Eventuell gibt es nur die Möglichkeit, die Prämie monatlich oder vierteljährlich zu entrichten, anstatt jährlich. Ein jährlicher Einmalbetrag ist in der Regel ausgeschlossen, weil man das Ausfallrisiko nicht über einen Schlag abdecken möchte.
Selbstauskunft und freiwillige Zusatzerklärungen
Manche Anbieter fordern eine unterschriebene Selbstauskunft, in der Sie Angaben zu bestehenden Krediten, Leasingverträgen oder Inkasso-Fällen machen müssen.
Eine transparente Darstellung Ihrer finanziellen Lage (zum Beispiel Offenlegung einer vielleicht nicht bei der SCHUFA gelisteten Bürgschaft) kann Zugangsbarrieren senken.
Bürgschaft oder zweite Person als Mitantragsteller
Wenn Ihr aktueller SCHUFA-Score sehr schlecht ist, kann eine Bürgschaft durch eine finanzstärkere Person (z. B. Familienmitglied) verlangt werden.
Alternativ ist es möglich, eine zweite Person (Lebenspartner/in) als Mitantragsteller hinzuzufügen, sodass das gemeinsame Einkommen das Risiko mindert.
4. Tarifmerkmale und Beitragsgestaltung
Pauschaler Risikoaufschlag
Da eine Bonitätsprüfung entfällt, kalkulieren die Versicherer einen pauschalen Aufschlag auf den normalen Beitrag, um das potenziell höhere Ausfallrisiko auszugleichen.
Dieser Aufschlag kann je nach Anbieter zwischen 10 % und 30 % liegen – er ist also deutlich teurer als ein Standardtarif mit guter Bonität.
Flexiblere Selbstbeteiligung
Um den Beitrag trotz SCHUFA-freier Police zu reduzieren, bieten viele Tarife eine höhere Selbstbeteiligung an. Beispiele: 500 € oder sogar 1000 € Eigenanteil statt üblicher 150 € oder 300 €.
Wenn Sie die Bereitschaft haben, im Schadensfall eine größere Summe selbst zu tragen, können Sie den Jahresbeitrag spürbar senken.
Reduzierter Deckungsumfang
Häufig verzichten günstige SCHUFA-freie Tarife auf Zusatzleistungen wie Schutzbrief, Verkehrsrechtsschutz oder erweiterte Mallorca-Police.
Achten Sie darauf, welche Leistungen essentiell für Sie sind und ob Sie Kompromisse eingehen können – etwa auf Vollkasko zu verzichten und nur Haftpflicht oder Teilkasko abzuschließen.
Rabattschutz häufig nicht verfügbar
In den meisten Fällen offerieren Anbieter ohne Bonitätsprüfung keinen Rabattschutz. Sollte Ihnen ein Unfall unterlaufen, fällt Ihr Schadenfreiheitsrabatt direkt niedriger aus.
Prüfen Sie daher beim Vertragsabschluss genau, ob ein Schadenfreiheitsrabatt überhaupt anerkannt wird oder ob es eine Art „Rabattschutz light“ gibt.
5. Konkrete Schritte zum Abschluss einer KFZ-Versicherung ohne SCHUFA
Bedarf analysieren
Klären Sie, ob Haftpflicht, Teilkasko oder Vollkasko notwendig sind. Bei älteren Fahrzeugen kann – gerade bei teuren SCHUFA-freien Tarifen – eine reine Haftpflicht ausreichend sein.
Entscheiden Sie, welche Zusatzleistungen (z. B. Schäden durch Naturgewalten, Glasbruch) für Sie unverzichtbar sind.
Vergleichsportale mit „Keine SCHUFA“-Filter nutzen
Nutzen Sie Vergleichsportale, die explizit eine Suchfunktion für „Tarife ohne Bonitätsprüfung“ anbieten. Häufig gibt es dazu eine Checkbox oder einen zusätzlichen Filter im Suchmenü.
Achten Sie darauf, dass Sie im Filtermenü gezielt nach „Direktversicherung ohne SCHUFA“ oder ähnlichen Schlagworten suchen, da nicht alle Portale dies standardmäßig anbieten.
Maklerkontakt herstellen
Wenn Sie bei reinen Online-Vergleichen nicht fündig werden, kontaktieren Sie einen Makler, der sich auf Kunden mit schlechter Bonität spezialisiert hat. Er kann Ihnen exklusive Angebote unterbreiten, die online nicht sichtbar sind.
Ein guter Makler fragt auch nach alternativen Auskünften (z. B. Creditreform Boniversum) oder nach Sicherheiten wie Bürgschaft und kann so bessere Konditionen aushandeln.
Unterlagen vollständig einreichen
Reichen Sie rechtzeitig alle geforderten Unterlagen ein: Gehaltsnachweise, Meldebescheinigung, SEPA-Lastschriftmandat, eventuell Bürgschaftserklärung.
Verzögerungen oder unvollständige Angaben führen bei SCHUFA-freien Tarifen oft schneller zur Ablehnung als bei Standardpolicen.
Vergleich von Vertragsbedingungen
Liegen mehrere Angebote vor, vergleichen Sie sie nicht nur preislich, sondern vor allem hinsichtlich der Leistungen im Schadensfall. Prüfen Sie je Anbieter, ob eine Selbstbeteiligung von 500 € oder höher akzeptabel ist und ob Ihnen ein Schutzbrief angeboten wird.
Lesen Sie die Versicherungsbedingungen (AVB) genau: Manche Sonderklauseln schränken den Schutz ein, wenn es keine SCHUFA-Prüfung gab (z. B. bei grober Fahrlässigkeit strengere Regelungen).
Vertrag abschließen und Prüfung durchlaufen lassen
Reichen Sie den unterschriebenen Vertrag sowie alle Nachweise ein. Die Bearbeitungszeit kann bei SCHUFA-freien Tarifen länger dauern, da die Versicherer oft die eingereichten Unterlagen manuell prüfen.
Nach positiver Prüfung erhalten Sie Ihre Versicherungsbestätigung (eVB-Nummer) und können Ihr Fahrzeug anmelden bzw. ummelden.
6. Tipps zur langfristigen Verbesserung Ihrer Versicherungssituation
Bonität schrittweise verbessern
Auch wenn Sie aktuell auf Tarife ohne SCHUFA setzen, sollten Sie versuchen, negative Einträge langfristig abbauen zu lassen. Sobald Schulden beglichen sind, veranlassen Sie die Löschung des Eintrags (maximal drei Jahre nach Erledigung).
In Zukunft vermeiden Sie neue negative Einträge, indem Sie Lastschriftmandate stets rechtzeitig füllen und Mahnungen umgehend begleichen.
Schadenfreiheitsrabatt (SFR) aufbauen
Führen Sie selbst bei Tarifen mit eingeschränktem Rabattschutz möglichst schadenfrei. Jeder Unfall ohne Inanspruchnahme der Versicherung hält Ihren SFR stabil und senkt Ihren Beitrag bei einem späteren Wechsel.
Nach mindestens 25 schadenfreien Jahren haben Sie theoretisch den Höchstrabatt, der auch bei Standardversicherern sehr günstig ist.
Regelmäßiger Marktvergleich
Sobald Ihre Bonität sich verbessert hat, führen Sie spätestens zum Ende des Versicherungsjahres (üblicherweise Oktober/November) einen umfassenden Vergleich durch.
Prüfen Sie dann, ob Sie zu einem Standardtarif mit besserem Preis-Leistungs-Verhältnis wechseln können, der eine SCHUFA-Prüfung voraussetzt.
Nutzung weiterer Finanzinformationen
Legen Sie Ihrem neuen Versicherer Selbstauskünfte von Auskunfteien wie Bürgel oder Creditreform Boniversum vor, sofern Ihre SCHUFA nur alte negative Einträge enthält. Manche Versicherer akzeptieren alternative Auskünfte als Bonitätsnachweis.
7. Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden
Nur auf den Preis achten
Ein extrem günstiger SCHUFA-freier Tarif kann im Leistungsfall teure Einschränkungen haben (zum Beispiel sehr hohe Selbstbeteiligung oder keine Neuwertentschädigung bei Totalschaden).
Lesen Sie die AVB gründlich und erkundigen Sie sich im konkreten Schadensfall über Erstattungsgrenzen, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Unzureichende Dokumentation einreichen
Versäumte oder unvollständige Unterlagen führen oft zu Ablehnung. Reichen Sie von Anfang an alle geforderten Nachweise vollständig ein, um Verzögerungen zu verhindern.
Fragen Sie bei Unsicherheiten direkt beim Anbieter nach, welche konkreten Dokumente akzeptiert werden.
Rabattschutz überbewerten
Viele SCHUFA-freie Anbieter bieten keinen Rabattschutz. Falls es Ihnen wichtig ist, Schäden ungestraft abzuwickeln, sollten Sie einen Tarif mit Rabattschutz eventuell bei einem Anbieter mit minimaler Bonitätsprüfung oder bei einem Kombitarif (z. B. Haftpflicht + Rechtsschutz) suchen.
Prüfen Sie, ob das Einsparen am Rabattschutz langfristig teurer werden kann, wenn Sie nach einem Schaden in eine höhere Schadensklasse zurückfallen.
Kein Blick auf Vertragslaufzeit und Kündigungsfristen
Tarife ohne SCHUFA können manchmal auch starre Laufzeiten (z. B. 18 Monate) haben. Achten Sie auf die Mindestvertragslaufzeit und die Kündigungsfristen (meist 1 Monat vor Ablauf), um nicht ungewollt länger gebunden zu sein.
Setzen Sie sich rechtzeitig einen Termin im Kalender, um fristgerecht zu wechseln, wenn sich Ihre Bonität verbessert oder bessere Angebote auftauchen.
Eine KFZ Versicherung ohne SCHUFA stellt für Autofahrer mit eingeschränkter Bonität eine praktikable Lösung dar, um auch bei negativen Einträgen im SCHUFA-Register versichert zu bleiben. Entscheidend ist dabei, zunächst den eigenen Bedarf (Haftpflicht vs. Teil-/Vollkasko) klar festzulegen, um anschließend gezielt Tarife ohne Bonitätsprüfung zu vergleichen. Direkte Vergleichsportale, spezialisierte Makler und Nischenanbieter helfen, Angebote zu finden, die auf traditionelle Bonitätsprüfungen verzichten.
Allerdings gehen solche Policen meist mit pauschalen Risikoaufschlägen, höheren Selbstbeteiligungen und eingeschränkteren Leistungen einher. Langfristig lohnt es sich daher, an der Verbesserung der Bonität zu arbeiten, schadenfrei zu fahren und jährliche Vergleiche durchzuführen. So können Sie nach und nach in günstigere Standardtarife mit umfassendem Leistungsumfang wechseln.
Mit dem richtigen Vorgehen und einem genauen Blick auf die Versicherungsbedingungen finden Sie auch ohne SCHUFA-Abfrage einen soliden Schutz für Ihr Fahrzeug.